Artikel von Eberhard Heyne (Niedernhausener Anzeiger) 

Hoch hinaus mit der Feuerwehr
Die Drehleiter ist angekommen

Und wie! Durch ein Spalier der Gardemädels der Feuerwehr Villmar, bei Beethovens Neunter an Sterne sprühenden Vulkankegel vorbei, tauchte aus dem Kunstnebel das neueste Fahrzeug der Feuerwehr Niedernhausen auf - die Drehleiter. Viel Beifall der großen Besucherschar für den spektakulär gelungenen Auftakt einer Fahrzeugübernahme, auf die die Wehr seit 12 Jahren hinarbeitete und gewartet hat. Innenminister Peter Beuth, der in seinem Ressort auch die Verantwortung für die Feuerwehren in Hessen innehat, war gekommen, um dem feierlichen Akt mit der Schlüsselübergabe an Bürgermeister Joachim Reimann beizuwohnen. Ein außergewöhnliches Fahrzeug, so sagte er, sei diese Drehleiter, die insgesamt über eine halbe Mio € gekostet habe. Von denen das Land Hessen 127.500 €, die Gemeinde und die Wehr den überwiegenden Teil getragen habe. Für die Sicherheit der Bürger und Bürgerinnen, so der Minister weiter, ist - neben dem ehrenamtlichen Engagement und großem persönlichen Einsatz der Feuerwehrkameraden/innen - modernste Technik unerlässlich. Eben nun auch in Niedernhausen, ergänzte der Wehrführer Andreas Henning, in dem die vorhandene Bebauung eine Drehleiter mit einer Auslegung von 23 Metern erforderlich mache. Das habe die heimische Feuerwehr bereits vor Jahren immer wieder gefordert und deren Notwendigkeit habe ein Brand in einem der Hochhäuser am Lenzhahner Weg gezeigt. Bisher wurde die Drehleiter aus Eppstein oder Idstein angefordert, die aber ihren Einsatz in den geforderten 10 Minuten bis zum Einsatzort nicht einhalten konnte.

Das Land Hessen, erläuterte Minister Peter Beuth, nehme den Brandschutz zur Sicherung des Gemeinwohls sehr ernst. Mit Investitionen in der Rekordhöhe von über 22 Mio € habe das Land in 2017 über 90% der zuwendungsfähigen Maßnahmen bewilligt. In diesem Jahr werden es 35 Millionen € sein. Im hessischen Katastrophenschutz seien aber der ehrenamtliche Einsatz von rund 80.000 Helfer und Helferinnen ein „unschätzbarer Wert“, dessen Arbeit für die Sicherheit nicht hoch genug zu bewerten sei. Er beklagte aber auch, dass immer mehr Behinderungen der Helfer im Einsatz, ja zunehmend Respektlosigkeit die Arbeit der Feuerwehr und Retter erschwere. Bürgermeister Joachim Reimann erinnerte an die Einsatzzahlen und Leistungen der Wehr in den vergangenen Jahren, die erneut gezeigt hätten, wie wertvoll eine eigene Drehleiter zur erfolgreichen Brandbekämpfung beitragen könne.
Auch die Gemeinde habe immer ein offenes Ohr für die Belange der 6 Ortsteilwehren, da sie deren Funktion zum Wohl der Bürgerschaft sehr wohl zu schätzen wisse. Die neue Drehleiter verstärke nicht nur die technische „Wehrhaftigkeit“ zur Brandbekämpfung sondern auch die Einsatzfreude und Motivation der Kameraden und Kameradinnen, über modernste und die derzeit beste Technik zu verfügen, ist sich der Bürgermeister sicher.

Zur Zeit haben bereits 19 Kameraden die Maschinistenausbildung für die Drehleiter absolviert, erzählt Andreas Henning - sie werden allerdings noch 3 bis 4 Monate praktischer Handhabung benötigen, damit jeder Handgriff sitzt. Die Arbeitsbühne kann zum Arbeitseinsatz bis auf 23 m ausgefahren werden - insgesamt erreicht die Leiter eine Höhe von 30 Metern. Für deren Unterbringung, so schildert das Gemeindebrandinspektor Matthias Dörr, wurde die ehemalige Waschhalle, Tor 6 im Gerätehaus, geräumt, um das 10,5 Meter lange Drehleiterfahrzeug unterzustellen. Mathias Brühl, Vorgänger im Amt des GBI, hatte viele Jahre auf diesen Tag hingearbeitet, den „Stein ins Rollen gebracht“ und dankte nun - nicht ohne Stolz - der Gemeinde, dem Land und nicht zuletzt der Wehr für „das Ergebnis, das hier eben vorgefahren ist“.

Klar, dass eine große Zahl an Besuchern neugierig war und das Fahrzeug mit seiner beeindruckenden Technik näher inspizieren wollte. Alles stand offen, die Kameraden der Wehr erklärten die Funktionen und ließen die Arbeitsbühne auf maximale Höhe ausfahren. Aus einer Losbox wurden dann 20 glückliche „Himmelsstürmer“ gezogen, die die Fahrt nach oben antreten durften. Ein grandioser Rundblick aus 23 Meter belohnte sie - Höhenangst sollten sie aber nicht haben.



Eigentlich war ja der Tag dem traditionellen Mittsommernachtsfest gewidmet. Viele Familien waren gekommen, um ihre Feuerwehr zu sehen und mit ihr zu feiern. Die Kinder hatten 2 Hüpfburgen, ließen sich schminken oder „löschten“ mit der kleinen Spritze einen Fensterbrand. Die Mitfahrt im Feuerwehrauto war heiß begehrt, immer wieder durfte die Sirene bedient werden. Für die Erwachsenen gab es die deftige Sternegastronomie der Wehr mit Gegrilltem, Kuchen und Kaffee am Nachmittag sowie Pommes für die Kinder. Das Personal an der Biertheke hatte alle Hände voll zu tun, den Durst der Besucher mit frischem Fassbier zu löschen. Klar, dass auf dem großen Bildschirm das Fußballspiel gegen Schweden die Gerätehalle füllte. In der Dämmerung wurde das Johannisfeuer entzündet und wärmte diejenigen, die sich nicht vorsorglich gegen die abendliche Kühle vorbereitet hatten.